Rund 15 Jahre nachdem die Finanzmarktaufsicht (FMA) die Vergabe von Fremdwährungskrediten im Oktober 2008 untersagt hat, kämpfen immer noch viele Haushalte in Österreich mit den finanziellen Folgen ihrer Finanzierungen in anderen Währungen. Laut der Aufsichtsbehörde ist derzeit noch ein Kreditvolumen von 7,9 Milliarden Euro offen, das beinahe ausschließlich auf den Schweizer Franken entfalle. Die Summe verteilt sich auf etwa 45.000 Betroffene, sagt Oliver Jaindl vom Verbraucherschützer Cobin Claims. Dazu komme eine hohe Dunkelziffer an Betroffenen, die ihre Fremdwährungskredite samt Deckungslücken bereits in Euro konvertiert haben und daher nicht mehr in der Statistik aufscheinen.

Einige Alphornbläser spielen das Schweizer Traditionsinstrument.
Wegen des hohen Preisniveaus kommen Aufenthalte in der Schweiz Österreicher teuer – das gilt auch für viele Frankenkredite.
IMAGO/Andreas Haas

"Bei den Deckungslücken geht es um menschliche Existenzen", betont Jaindl. Etwa bei jenem 48-jährigen technischen Angestellten aus Oberösterreich, dem im Oktober 2008 von der Bank eine endfällige Immobilienfinanzierung in Franken empfohlen wurde, die er einen Tag vor dem Verbot von Fremdwährungsfinanzierungen unterzeichnete. Allein, damals bekam man für einen Euro noch etwa 1,50 Franken, derzeit sind es nur noch 0,95 Franken. Sprich, allein dadurch stiegen die Schulden in Euro um mehr als die Hälfte, zudem erzielte der Deckungsträger nicht die erwartete Performance. Die Folge: "Jetzt habe ich 140.000 Euro mehr Schulden als vorher", sagt der Linzer, der resignierend ergänzt: "Es wird darauf hinauslaufen, dass wir das Haus verkaufen müssen."

"Ich vertraue niemandem mehr"

Ähnliches berichtet eine Angestellte aus Wien, die sich 2006 als junge Erwachsene ohne Eigenmittel auf Wohnungssuche begeben hatte. "Kein Problem", soll ein Finanzberater damals gesagt haben, ein Frankenkredit sei die "perfekte Lösung". Gemeinsam mit ihrem Mann erhielt die heute 42-Jährige von der Bank einen Kredit in der eidgenössischen Währung im Wert von 247.000 Euro. Inzwischen ist der umgerechnete Schuldenstand auf 410.000 Euro hochgeschnellt, wobei sich auch bei ihr die Tilgungsträger schlecht entwickelten. "Ich vertraue niemandem mehr", sagt die Wienerin. "Hätte man mir damals etwas von den Risiken gesagt, hätte ich den Vertrag definitiv nicht unterzeichnet."

"So sieht die Realität hinter den Franken-Krediten aus", sagt Cobin-Claims-Obmann Jaindl. Dies seien keine Einzelfälle, sondern vielmehr die Spitze des Eisbergs. Denn zum Höhepunkt des Frankenkredit-Booms an private Haushalte im Jahr 2006 wurden laut FMA fast 32 Prozent aller Finanzierungen, also fast jeder dritte Kredit, in Franken vergeben. Die Deckungslücken von Betroffenen betragen Jaindl zufolge etwa 30.000 bis zu einer halben Million Euro im Extremfall, wobei auf die Mehrheit ein niedriger sechsstelliger Betrag entfalle. Gibt es noch Hoffnung für Betroffene? Viele Fälle stuft Jaindl juristisch als "nicht hoffnungslos" ein, räumt aber auch ein, dass bei anderen nichts mehr zu machen sei.

Drohende Altersarmut

Allerdings sieht er auch die Politik in der Pflicht, zumal auch viele derzeitige und baldige Pensionisten betroffen seien. Diese könnten ihr Eigenheim verlieren, wenn sie aus Altersgründen keine Anschlussfinanzierung für den ausgelaufenen Frankenkredit erhalten, Altersarmut drohe. "Ich frage mich, ob die Politik viele finanziell ruinierte Pensionisten haben will", sagt Jaindl.

"Wenn der Tilgungsträger nicht ausreicht, um einen Fremdwährungskredit abzudecken, gilt generell immer, rasch Kontakt mit der Bank aufzunehmen, die den Fremdwährungskredit gewährt hat", sagt Franz Rudorfer, Geschäftsführer der Bundessparte Bank und Versicherung in der Wirtschaftskammer, auf Anfrage. Die Banken würden versuchen, spezifische Lösungen für die Kundschaft zu finden. (Alexander Hahn, 16.10.2023)